Ulrich Himmen besucht mit seiner Frau die FEG in Hilgen. Er ist der Schwiegervater einer meiner Schwestern. Wir sehen uns somit hin und wieder bei Familienfeierlichkeiten. Und tatsächlich erzählt er bei solchen Gelegenheiten gerne davon, was er mit Gott erlebt hat. Zuletzt liefen wir uns im März bei einem Umzug über den Weg. Ich gab ihm die Web-Adresse und fragte, ob er denn vielleicht Freudigkeit hätte, sich mit einem Bericht zu beteiligen. Hier ist das Ergebnis:
"Vergeben lohnt sich!
Es war auf einem Flug von Düsseldorf nach Chikago. Ein friedvoller Sonntag, blauer Himmel, schönes Wetter. Leider hatte ich keinen Fensterplatz mehr bekommen können. Als Segelflieger und Flugbegeisterter liebe ich es, am Fenster zu sitzen und bei guter Sicht die Landschaft unten mit meiner Karte auf den Knien zu vergleichen.
Es war schönes Wetter und ich saß irgendwo mittendrin im Flugzeug. Links sah ich einen freien Platz am Fenster, daneben, gangseitig, saß ein wohl amerikanischer Geschäftsmann, eine große, schwere Person. Ich fragte die Stewardess, ob es möglich sei, diesen Platz neben ihm am Fenster einzunehmen. Sie entfernte sich mit der Bemerkung: „Ich werde ihn fragen.“ Ein vorsichtiger Blick zur Seite zeigte mir aber eine heftige, böse Reaktion dieses Mannes. Sie kam zurück und sagte etwa so: „Unter diesen Umständen wollen Sie doch sicher verzichten?“ Was ich bejahte. Innerlich kochte ich über seine Reaktion. Er hatte doch wohl nicht zwei Plätze für sich geordert und bezahlt.
Doch dann mahnte mich der Heilige Geist, ich soll ihm von Herzen vergeben und zufrieden sein. Es dauerte einige Minuten, bis mir das gelang. Ich dankte Gott für eine gute Reise, wünschte dem Amerikaner im Stillen auch einen guten Flug und gute Geschäfte. Es fiel mir dann gar nicht mehr schwer, ich war zutiefst zufrieden und dachte nicht mehr darüber nach.
Einige Zeit später begrüßte uns Flugkapitän W. E. und seine Besatzung auf der Lufthansa MD 11 auf dem Flug nach Chikago. Flugkapitän E. kannte ich vom Namen her. Er hatte ein Privatflugzeug auf dem Flugplatz stehen, wo ich einen Teil meiner Jugendzeit verbracht hatte. Ich fragte daraufhin die Stewardess, ob unser Kapitän Hobbyflieger sei, was sie bejahte. Ich bat sie, ihm zu sagen, dass jemand aus B. in der Kabine sitzen würde. Kurz darauf kam sie zurück, um mir mitzuteilen, dass mich der Kapitän in der Pilotenkabine erwarten würde, was mich natürlich überraschte und auch erfreute. Es war noch vor der allgemeinen Terrorwelle, heute wäre das aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich.
Es war wohl für die Besatzung eine willkommene Ablenkung, da wir uns inzwischen schon weit über dem Atlantik befanden und für die Piloten nicht viel zu tun war. Ich durfte auf einem einfachen Sitzplatz, leicht erhöht hinter dem Kapitän Platz nehmen. Neben mir, seitlich, mit dem Rücken zu mir, saß der Flugingenieur, der als dritter Mann der Crew alle Betriebsdaten der Technik überwachen musste. Das sind die Leistung der Triebwerke, die Lagertemperaturen, die Drücke und Temperaturen in der Kabine, Fahrwerk, Hydraulik für die Steuerung u.s.w..
Wir hatten einiges auszutauschen über gemeinsame Freunde und Bekannte. Noch nie hatte ich Gelegenheit, exklusiv die Technik eines Großraum-Flugzeuges erklärt zu bekommen. Sie zeigten mir sogar, wie mittels der Steuerungs-Automatik eine Kurskorrektur durchgeführt wird. In der Zwischenzeit hatten wir den Südteil Grönlands überflogen und in der Ferne traten die weißen Eisberge Kanadas in der Gegend der Goose Bay aus dem tiefblauen Meer und vor dem Hintergrund des in 12 000 Metern Höhe fast schwarzen Himmels hervor. Ein grandioses Erlebnis, bei einer Geschwindigkeit von 950 km in der Stunde nach vorne herausschauen zu dürfen und ein Foto machen zu können. Ich hatte also den besten Sitzplatz, der auf diesem Flug überhaupt möglich war.
Diesen Platz hatte Gott für mich nach bestandener Prüfung vorgesehen. Danke, lieber Herr, für die leise Mahnung deines Geistes, diesem Amerikaner zu vergeben."
E.-U. H.