Neulich saßen Rolf und ich gemeinsam in einem Gottesdienst, meine Tochter neben uns. Sie beugte sich zu mir herüber und meinte: "Die Nase von Opa Rolf und von dir sieht gleich aus." Damit ist schon klar, wer Rolf ist - mein Vater nämlich. Als ich ihn zuletzt besuchte, kam das Gespräch auf eine alte Begebenheit, an die ich mich selbst auch erinnere. Sie spielt in Thüringen, wo unsere Familie von 1987 bis 1989 lebte.
"Als wir damals in Gotha wohnten, war es ein größeres Projekt, die Wohnung, in der wir lebten, auszubauen und zu renovieren. Schließlich wollten wir Linoleum verlegen, das war damals der übliche Bodenbelag. Nun hatte das einzige Werk der DDR, das dieses herstellte, gebrannt. Deshalb gab es überhaupt keins zu kaufen, das wusste eigentlich jeder. Eines Tages hörte ich gegen 17.45 Uhr deutlich in meinem Inneren die Stimme Gottes, die mir sagte: "Gehe jetzt Linoleum kaufen." Ich erzählte das Gisela, meiner Frau, die dann meinte, wenn ich es gehört hätte, müsste ich auch gehen. Also zog ich los. Im ersten Laden wurde ich belächelt. Es war doch allgemein bekannt, dass es keins gab. Ich weiß noch, dass ich mich damals selbst auch schon fragte, ob Gott einfach nur wollte, dass ich eine Runde an die frische Luft kam ... . Um 17.55 Uhr ging ich in das zweite Geschäft. Mehr Möglichkeiten gab es nicht und um 18.00 Uhr machten sowieso alle Geschäfte zu. Dort fragte ich wiederum nach. Der Verkäufer schaute mich verdutzt an und meinte, dass er soeben 2 Rollen bekommen hätte. Das waren 200 Quadratmeter - genau so viel, wie ich für die Wohnung brauchte. Ich kaufte sie ungesehen und voller Freude!
Ich muss zugeben, dass solche Erlebnisse in meinem Leben die Ausnahme sind. Was meinen Alltag ausmacht, ist das tiefe Wissen, zu Gott zu gehören. Er hat die absolute Übersicht und hält mich fest in seiner Hand. Gegen nichts in der Welt möchte ich das eintauschen."